Wann hast du zum letzten Mal so richtig herzhaft gelacht? Wann bist du mit zerzaustem Haar und in Jogginghose aus dem Haus gegangen, ohne darüber nachzudenken, was die Nachbarn denken könnten? Und wann hast du das letzte Mal mit weit aufgerissenem Mund in die Schokolade gebissen, ohne unterbewusst ein schlechtes Gewissen zu haben?
Vielleicht gerade eben erst. Vielleicht ist es aber auch schon eine lange Zeit her?! Und klar, ich will damit nicht sagen, dass wir alle grimmig durchs Leben rennen oder den ganzen Tag Kalorien zählen – achja übrigens: “bleib unbedingt bei deinem Style und bewahre dir deine Körperpflege!” 😉 Was ich vielmehr damit meine, ist: dass unsere Kinder versteckte Vorbildfunktion haben und wir uns wieder mehr von ihnen abgucken sollten.
“Nur, wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.” (Erich Kaestner)
Was genau? Naja, da wären die Leichtigkeit, die Unbeschwertheit, die Neugierde, die Kreativität, das “Sich selbst austesten” oder kurz gesagt: die überfließende Lebensfreude, die man jeden Tag von den kleinen Stöpseln vorgelebt bekommt. Manchmal ärgere ich mich wahnsinnig über mich selbst, weil ich sie nicht immer teilen kann. Denn zugegeben: wenn ich die Kids nach einem stressigen Agentur-Tag aus der Krippe abhole und mein Sohn seine Jacke unbedingt alleine anziehen will (Thema austesten und dazu lernen), reagiere ich oft gereizt auf die gratis Geduldsübung und unterbreche das Spielchen irgendwann, um schneller voran zu kommen…
Jetzt kann man sich fragen “Warum eigentlich”? Ich hab doch keine Termine mehr. Der Stress der Arbeit liegt auch hinter mir und warum soll der Junge nicht versuchen, sich selbst anzuziehen? Kennt ihr das? Man setzt sich selbst unter Druck, nichts kann schnell genug gehen und die eigenen Sorgen und Lasten werden an den Kindern ausgelassen. Da kann es schon mal zu einem kleinen Schreianfall kommen, wenn die Kids versehentlich ihren Joghurt umkippen oder ihre Apfelschorle auf den Boden kippen.
Entspann dich mal mama!
Wie ich mich nach einem Wutausbruch mit lauter Stimme fühle – natürlich: absolut kacke. Und deshalb arbeite ich daran, indem ich mich einfach wieder auf die Kinderseite katapultiere und versuche nicht alles so ernst zu nehmen. Denn Stress ist weniger ein Problem der Menge der Arbeiten als vielmehr ein Problem der Einstellung dazu, oder? Warum habe ich ständig das Gefühl noch diese und jene Aufgabe erledigen zu müssen, um dann obendrauf noch zahlreiche andere zu schaffen? Kann nicht eine mal liegen bleiben, damit man am Ende nicht selbst so geschafft ist?
Warum machen wir uns oft das Leben so schwer und sehen alles so wahnsinnig verkopft? Manchmal möchte ich in die Zeit der Jungs zurück, in der das einzig Schlimme, was passieren kann, ist, dass der Bruder einem das Lieblingsauto wegnimmt oder das größere Stück Banane isst. In der Welt der Jungs, vergleicht man nicht. Da ist jeder gleich, ob dick oder dünn, groß oder klein, ob besonders attraktiv oder ungeschminkt – Hauptsache lieb. Zeit spielt keine Rolle – es sei denn, man ist absolut Bettreif – und ein halbes Sandwich-Eis am ersten richtigen Frühlingstag wurde bejubelt und beklatscht und mit einem Lachen übers ganze Gesicht bedacht. Vorbildlich, oder?
Erste Frühlingsgefühle und Eis – besser geht’s nicht!
AB JETZT heisst es: MITSPIELEN STATT ABLENKEN
Und mal ganz ehrlich: kann man die Zeit mit den Kids wirklich nutzen, wenn man nebenher noch die Küche aufräumt, E-Mails schreibt oder durch sämtliche Socialmedia Kanäle swiped? Klar, erwische ich mich auch noch dabei. Aber ich versuche es definitiv einzuschränken und den Fokus auf die Jungs zu legen. Übrigens: es bockt wahnsinnig mit den Kleinen auf Entdeckungsreise zu gehen und die kindliche Phantasie komplett aufblühen zu lassen. Zu singen, zu tanzen und zu lachen und sich von oben bis unten durchzukitzeln. Warum anderweitig ablenken lassen, wenn ich das beste Programm live und in Farbe vor mir habe?
Ich werde durch meine Jungs ständig daran erinnert, das Jetzt und Hier zu genießen und im Moment zu leben, statt nebenbei schon wieder Pläne zu schmieden oder mir Sorgen zu machen. Sie zu fokussieren, mich an ihren täglich Fortschritten zu erfreuen und ihre Charakterzüge zu studieren. Und das Beste daran: es entspannt wahnsinnig, wenn man einmal kurz durchatmet, sich frei macht und sich dann in die Welt der Kids begibt und mit ihnen auf dem Boden herum kriecht. Wisst ihr, was ich meine? Wenn nicht, dann probiert es unbedingt aus, es tut richtig gut, mal wieder Kind sein zu dürfen.
In diesem Sinne, auf viele gemeinsame Autorennen, Kaffeekränzchen mit Feenstaub und jauchzende Indianer-Tänze.
Eure Janna und ihre Doppelherzchen