Am Donnerstag den 26.01.2017 ging es, wie vorher berichtet, ins Krankenhaus zur Geburtseinleitung. Ein unfassbar komisches Gefühl, wenn man die Haustür abschließt und weiß, dass man sie definitiv nie mehr wieder mit Kugelbauch und Elefantenbeinen betritt, sondern mit 2 kleinen Pupsern im Arm. Und komischerweise war ich selbst am Morgen noch total gechillt und habe mich wie immer fertig gemacht, ein letztes Frühstück allein mit meinem Mann genossen und dann hieß es “Tasche einpacken und auf zum Babies holen”. Michi summte während der gesamten Autofahrt ♫ “Komm hol den Lasse raus, er spielt mit Levi Indianer! Sie reiten um die Wette…”♫.
Und auch im Kreißsaal angekommen wurde weiter gescherzt und Quatsch gemacht – warum alles so ernst nehmen und mit Schiss in der Buchse an die Sache gehen? Wir haben uns fest vorgenommen uns alles so angenehm wie möglich zu machen (den Umständen entsprechend, versteht sich) und ich muss sagen, bis zu einem gewissen Grad haben wir das definitiv geschafft. Wir hatten ja auch genügend Zeit dazu, denn nach der ersten Tablette, die ich gegen 11 Uhr bekam tat sich erstmal noch nicht so viel. Ich hatte zwar laut CTG schon ordentlich Wehen, aber die hab ich komischerweise gar nicht so dolle wahrgenommen. Somit konnten wir es uns erstmal in unserem Familienzimmer bequem machen, ein paar Sachen in den Schrank einräumen und die mitgenommene Stulle mampfen – die Kleinen wollten ja schließlich weiterhin gut verpflegt werden. 4 Stunden später, die relativ unspektakulär waren und in denen ich eigentlich nur ein Ziehen und Zwacken im Bauch spüren konnte, ging es erneut in den Kreißsaal und ich dachte “Yeah, jetzt kommt endlich die höhere wehenfördernde Dosis und es kann losgehen”, aber nix da: ich hatte noch immer zu regelmäßige Wehen und die Ärzte wollten keine Überstimulierung der Gebärmutter riskieren”. Somit noch mal die gleiche Tablette und eine enttäuschte Janna, die von einem aufmunternden Michi wieder bei Laune gehalten wurde.
Also, was machen? Mittlerweile war es 16 Uhr und wie ließen uns erstmal den Krankenhaus Kuchen schmecken – gar nicht so schlecht. Danach der Versuch eine Runde “Spazieren zu gehen”. Was mit meiner riesigen Kugel eher mäßig gut gelang. Also wieder ins Zimmer zum chillen und nun konnte ich tatsächlich auch die ersten richtigen Wehen spüren. Aua, kann ich nur sagen. Dementsprechend hoch war meine Hoffnung, dass es nun bald losgehen würde – spätestens nach der dritten und letzten Tablette für den Tag. Muttermund war nun bei 3-4cm und Wehen so regelmäßig, dass die Ärzte es auch diesmal für richtig hielten, die Gefahr der Überstimulierung nicht zu riskieren. Ohhh nein… das war doch meine Hoffnung. Somit wieder ewig CTG schreiben, zwischendurch mal einsam und völlig verlassen vor der Radiologie stehen, um mein Elefantenbein auf Thrombose checken zu lassen und bis Mitternacht pusten und schnaufend im Bett oder der Badewanne verbringen, um dann zu erfahren, dass der Muttermund noch immer bei 4cm steht und ich nun eine Schlafpause machen soll. Ich gebe zu: trotz der vielen Scherze, war meine Laune zu dem Zeitpunkt echt auf Tiefpunkt. Hallo? Wieso denn dann noch um 23Uhr in der Badewann hecheln und Dschungelcamp verpassen, wenn es eh nichts mehr werden sollte? Naja, mir blieb nichts anderes übrig, als mir eine Spritze abzuholen, die mir freundlich in den Allerwertesten gerammt wurde und fast schmerzhafter war, als die Wehen davor. Und gewirkt hat das Zeug auch nicht… geschlafen hab ich jedenfalls so mäßig gut.
Gott sei Dank ging es dann am nächsten Morgen schnell. Auch wenn ich eine ziemliche Flunsch zog, als mir morgens verkündet wurde, dass es wieder nur mit der geringen Dosis starten sollte. “Gehen Sie noch mal schön frühstücken und dann sehen wir weiter” sagte man mir. Ich hab tatsächlich noch ein halbes Brötchen runter bekommen bevor ich dachte mein Bauch explodiert. Die armen Menschen im Krankenhaus – ich hab zwar ne große Schnauze, aber normalerweise brülle ich keine Menschen an, die ganz freundlich mit mir reden. Aber nachdem ich mich gegen halb 10 (Tabletten Einnahme war um 7Uhr) von meinem Mann gestützt bis in den Kreißsaal geschleppt hatte und auch noch ein CTG ertrug, wurde ich noch einmal mit einem Gang in die Badewanne vertröstet, weil der für mich reservierte Saal gerade von einem Not-Kaiserschnitt blockiert war – schon ne Ansage bei Wehen, die alle 2 Minuten kommen. Wie ich in die Wanne gekommen bin, weiss ich nicht mehr, wie ich herausgekommen bin noch weniger. Jedenfalls habe ich am ganzen Körper gezittert, die arme Hebammen Auszubildende beschimpft und gebetet, dass mir endlich jemand diese dumme PDA in den Rücken rammt. Kinder, als dieser Moment nach gefühlten Stunden und etlichen Flüchen und Schimpfwörtern dann wirklich eintrat, dachte ich, ich wäre im siebten Himmel.
Danach war mir alles egal. Die erste Fruchtblase platzte und es sprudelte aus mir hinaus. Nachdem das Personal die Sauerei einigermaßen beseitigt hatte, war die zweite Blase dran, die scheinbar sehr viel Wasser enthielt. Denn ich musste tatsächlich sowas ähnliches wie Schmunzeln, als ich den Kittel der Hebamme sah, der von oben bis unten gespladdert war (sorry, für das Bild im Kopf). Naja, und dann ging es auch schon los. Es wurde rammelvoll im Saal – 3 Hebammen, eine Auszubildende, zwei Ärzte und eine Nakosedame für mögliche Kompliaktionen gesellten sich zu meinem Mann, der NATÜRLICH am Kopfende stand. Und dann kam dieser unendlich Druck und die mehrfachen Aufforderungen zu pressen. Woher man diese Kraft nimmt, kann ich echt nicht sagen. Das ist Adrenalin pur. Und es kam tatsächlich der typische Satz “ich kann schon das Köpfchen sehen” gefolgt von der irritierenden Aussage “der erste hat schwarze Haare”, die noch mal für Gelächter sorgte, weil ich in Panik verfiel. Aber es ist so: Lasse unser Zappelzwilling hat dunkles Haar und sorgte mit der nächsten Presswehe für lautes Babygebrüll, Erleichterung und einen riesigen Schwall an Freudenstränen. Er wurde direkt zum Papa gereicht, der die Nabelschnur durchschneiden durfte und den Kleinen auf den Bauch bekam. Ganz Zappelzwilling like pinkelte Lasse erstmal einen ordentlichen Strahl auf Papas Bauch, um sein Revier zu markieren. Davon bekam ich allerdings nichts mit, schließlich musste ich mich jetzt auf das zweite Doppelherzchen konzentrieren. Der wurde von einer Hebamme von außen gehalten, da ja nun plötzlich viel mehr Platz als vorher in meinem Bauch war. Der Arzt gab dem Kleinen dann quasi noch einen Schupser nach unten, indem er sich mit voller Wucht auf meinen Bauch stemmte und mit der ersten oder zweiten Presswehe war Levi dann auch da und wurde direkt auf meinen Bauch gelegt (er hat übrigens, wie bei beiden erwartet, blondes Haar und sieht schon jetzt aus wie der Papa – der Zappelzwilling hingegen hat verrückterweise mehr Ähnlichkeit mit mir und die gleiche Stupsnase). Levi setzte auf den Freudenspinkler von seinem Bruder direkt einen drauf. Ich wurde mit einem netten Furz und ein wenig Land begrüßt – und hey, ich fand es in dem Moment total toll und sooo niedlich. So wie momentan jeder Schiss, jeder Pups und jedes Bäuerchen samt Kotzstrahl gefeiert wird. Jetzt hab auch ich gerafft, dass man dieses unglaubliche Gefühl WIRKLICH NICHT in Worte fassen kann. Es ist einfach unfucking fassbar (huch, da war es schon wieder, aber für diesen Moment definitiv berechtigt).
Ich bin schon jetzt bis über beide Ohren in meine beiden Pupser verknallt und es hat sich direkt nach der Geburt bereits bestätigt: die beiden sind nicht nur äußerlich sondern auch vom Wesen total unterschiedlich. Und genau das erkunden wir jetzt und genießen das intensive Kennenlernen und das Studieren jeder Charakterzüge. Ich werde berichten und dich auf dem Laufenden halten – wenn es die Zeit und die Augenringe ermöglichen.
Bis dahin, alles Liebe
Deine Janna