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In Film und Fernsehen sieht alles immer so einfach aus: die schwangere Frau hüpft im neunten Monat noch auf irgendeiner Party herum oder bummelt wie aus dem Ei gepellt und völlig entspannt durch ein Babygeschäft, wenn plötzlich die Fruchtblase platzt und ganze Niagarafälle aus ihr heraus laufen. Nun bricht natürlich Panik aus, aus dem Nichts taucht ein Taxifahrer auf und bringt die Frau mit quietschenden Reifen ins Krankenhaus, wo selbstverständlich der werdende Vater schon parat steht und es direkt in den Kreissaal geht – kurzer Cut und schon kommt das Bild der glücklichen kleinen Familie mit einem rosigen, strahlenden Baby, einer perfekt geschminkten Mama und dem Papa mit Pipi in den Augen. Hach, herrlich…

So soll das bei mir bitte auch laufen – wozu eine Kliniktasche packen oder sich Gedanken über Komplikationen machen? Das Ganze geht doch total easy! Ich muss mich nur in mein schickstes Partydress quetschen (ach Mist, das passt ja gar nicht mehr) und zur nächsten Adventsfete rollen oder wie ein Walross durchs nächste Shoppingcenter wanken und auf die Explosion von literweise Fruchtwasser warten – schon kann’s losgehen. Okay, du merkst schon: mit Realität hat das nicht viel zu tun. Auch wenn es seltene Ausnahmen gibt, in denen Schwangere selbst das erste Kind in kürzester Zeit bekommen.

Woran merke ich, dass die geburt bevorsteht? 

Tatsächlich hat nur eine von 10 Schwangeren einen Blasensprung bevor auch nur ein Anzeichen von Wehe aufgetaucht ist – in manchen Fällen bleibt die Fruchtblase sogar bis zum Schluss heil und wird vom Doc aufgepiekst. Und auch wenn die ersten Wehen zu spüren sind, sollte man nicht in Panik verfallen und muss auch nicht sofort ins Krankenhaus fahren, sondern kann sich ganz langsam fertig machen – wie wir gestern im Vorbereitungskurs gelernt haben. Denn reif für die Fahrt in die Klinik ist man eigentlich erst, wenn die Wehen alle 5 Minuten auftreten. Und das ist im Normalfall erst nach 2-3 Stunden der Fall – und leider ist es dann auch nicht so, dass man ins Krankenhaus fährt, es den berühmten Cut, wie im Film gibt und eine halbe Stunde später das Kind da ist. Im Durchschnitt dauert es dann noch 8-10 Stunden, wenn man davon ausgeht, dass sich der Muttermund pro Stunde um einen Zentimeter öffnet. Und auch den Blasensprung erkennt man nicht an einem ganzen Ozean an Fruchtwasser, der sich unter einem auftut. Hier ist die Rede eher von ca. einer Tasse Flüssigkeit und dem Gefühl, dass bei jeder Bewegung etwas nach schwappt, wenn es zum Beispiel in der Nacht passiert – denn das ist tatsächlich viel häufiger der Fall, als am Tag bei einer Shoppingtour oder abends auf einer Adventsfete (komisch, oder ;)) Deswegen macht es auch Sinn, schon vorher eine Tasche zu packen. Denn wenn die Fruchtblase erstmal geplatzt ist, muss eine Zwillingsmama wie ich am besten direkt liegen bleiben und den Krankentransport rufen. Und auch eine Einlingsmama sollte ab der 36. Schwangerschaftswoche mit dem Frauenarzt klären, ob das Köpfchen bereits fest im Beckeneingang steckt oder nicht. Wenn dies nicht der Fall ist, sollte auch sie unbedingt im Liegen in die Klinik befördert werden. Denn mit Pech wird beim Aufstehen und Herumlaufen die Nabelschnur durch das austretende Fruchtwasser mit in den Beckeneingang gespült und durch den Kopf des Kindes abgeklemmt. Ein echtes Risiko, das natürlich böse Folgen haben kann! Daher definitiv im Bettchen bleiben, sobald du merkst, dass du in einer Lache Fruchtwasser aufwachst. Die Nummer für den Krankentransport erfährst du von deiner Hebamme oder dem Frauenarzt. In Hamburg ist es beispielsweise die 19222.

Sachen für die Kliniktasche

Was muss ich in die Kliniktasche Packen?

Im Netz kursieren tausende Kliniktaschen-Checklisten und auf jeder ist etwas anderes zu finden. Nicht so praktisch, wenn man eh schon dazu tendiert viel zu viel einzupacken. Deswegen habe ich versucht mich auf das Wesentliche zu beschränken und Hebammen-Rat in Anspruch genommen. Natürlich ist die Anzahl an Kleidungsstücken auch immer davon abhängig, wie lange man bleiben muss, aber wir gehen mal davon aus, dass alles glatt verläuft und die Boys nicht viel zu früh kommen. Zudem habe ich ja Gott sei Dank einen tollen Mann an meiner Seite, der ruckzuck für Nachschub sorgen kann.

Papiere für die Geburt und Kliniktasche

Besonders wichtig ist es, sämtliche Papiere am Start zu haben. Den Mutterpass sollte man ja eh immer bei sich tragen und die Versichertenkarte hat man auch immer im Portemonnaie stecken. Hinzu kommen dann noch die Heiratsurkunde und die Geburtsurkunden beider Eltern sowie Kopien der Personalausweise. Ich habe mir bereits einen Antrag für die PDA mitgenommen, um den ganzen Papierkram nicht unter Schmerzen ausfüllen zu müssen, wenn ich davon Gebrauch nehmen will. Denn tatsächlich empfehlen die Ärzte der Klinik eine Schmerzbetäubung bei einer Mehrlingsgeburt. Dementsprechend sollte es im Fall der Fälle vielleicht schnell gehen.

Geburts-Utensilien

Für die Geburt selbst wird empfohlen, nicht gerade das neuste und teuerste Nachthemd im Schrank mitzunehmen. Leuchtet ja ein, denn schließlich ist das Ganze ne ziemlich schmierige Angelegenheit. Gut wäre es auch, wenn es eins zum Aufknöpfen ist, damit die Kids direkt auf die nackte Haut gelegt werden können und die Möglichkeit haben, den ersten Hunger zu stillen. Dazu kommen noch typische Dinge wie:

  • Eine gemütliche Hose, mit viel Bewegungsfreiheit
  • Wechselunterwäsche
  • Entspannende Musik oder ein gutes Buch
  • Dicke Socken, Hausschuhe und eventuell einen Bademantel
  • Parfümfreie Badezusätze und Hygiene-Artikel, sowie 2 Handtücher
  • Labello, denn man wird sich sicherlich so einige Male auf die Lippen beißen
  • Genügend Haarbänder (es sei denn du trägst sie kurz), denn schließlich willst du gerade dann nicht danach suchen
  • Nervennahrung (Müsliriegel, Bonbons für einen guten Geschmack im Mund, Traubenzucker…)

Nach der Geburt

Wenn die Mäuse dann erstmal da sind, bin ich wahrscheinlich so hin und weg, dass ich gar nichts mehr brauche außer Zeit, die still steht. Jetzt ist es allerdings wichtig 2 Still-BHs im Gepäck zu haben (etwa eine Cup-Nummer größer als normal), einen bequemen Schlaf- und Jogginganzug und nicht gerade die engsten und neusten Unterplinten. Tatsächlich bieten die Krankenhäuser auch Klamotten für die kleinen Würmer an, so dass man keine 10 Strampler, Mützchen und Co mitschleppen muss. Ein Outfit für die Heimreise genügt – und das sollte in unserem Fall natürlich warm sein, damit die Wintertwins nicht frieren.

Ich habe meine Sachen nun alle zusammen – es kann also losgehen. Auch wenn ich natürlich hoffe, dass sich die Jungs noch Zeit lassen. Denn jeder Tag im Bauch ist absolut wertvoll für die beiden. Ob ich aufgeregt bin? Komischerweise noch gar nicht. Im Gegenteil: ich bin total relaxed und freue mich auf das Abenteuer. Wie geht es dir so damit? Ich freue mich über jeden Kommentar, Erfahrungen, Befürchtungen oder Sorgen.

Alles Liebe wünscht

Deine Janna [bs_icon name=”glyphicon glyphicon-heart”] [bs_icon name=”glyphicon glyphicon-heart”]

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